Motivation

Laufgedanken: Das mit den Tempohasen…

Heute durfte ich beim „Lauf um das Bayerkreuz“ das erste Mal in diesem Jahr für das Promoteam-Run of Colours an der Startlinie stehen!
Wie jedes Jahr sind wir auch in diesem wieder eine sehr bunte Truppe. Leistungsmäßig ist auch alles dabei – auch wenn das wirklich nicht im Vordergrund steht.

Der Lauf rund um das Bayerkreuz ist eine riesige Veranstaltung. Am Morgen starten die Walker und die Kiddies auf 1-5km, danach startete ich auf 5km laufen und es folgten noch drei 10km-Läufen von der Elite unter 40min bis zu den Genuss-Läufern mit 50min und mehr. Es ist also wirklich das gesamte abgedeckt.

Eigentlich bin ich ganz ohne Ambitionen an den Start gegangen. Promo-Laufen ist ja in erster Linie immer Laufen für den guten Zweck und umso länger ich auf der Strecke bin, umso besser 🙂 Natürlich stand ich nicht alleine an der Startlinie. Mein Promopartner Volker sollte auch über die 5km starten. Er war am Tag zuvor zum ersten mal volle 120min geschwommen. Er peilte ca. 30min = 6min/km an. Für mich im Moment sportlich, aber durchaus machbar.

Der Startschuss fiel und wir setzten uns in Bewegung. Der erste Kilometer verging schnell, das Feld zog sich direkt auseinander und wir hatten genügend Platz zum Laufen. Wir quatschten und pendelten uns eigentlich direkt auf ein angenehmes Tempo ein, bei welchem ich mich sehr gut fühlte. Dann musste ich (nach vielen Jahren das erste Mal wieder) meine Schuhe neu binden… Volker lief langsam weiter und schon einen Moment später konnte ich wieder aufschließen. So kamen wir unter 15min durch die erste Runde und nur ein paar Sekunden später hörten wir, wie der Sieger empfangen wurde 😀

Die zweite Runde lief leider nicht mehr so entspannt wie die erste. Meine Gequatsche verstummte langsam aber sicher, weil ich mit Atmen beschäftigt war 🙂 Wir einigten uns, dass wir erst ca. 300m vor dem Ziel das Tempo anziehen wollten und bis dahin lenkte er mich ab, erzählte Anekdoten aus mittlerweile 16 Jahren Ausdauersport. Es kamen die letzten 500m und wie immer hatte ich an diesem Punkt keine Lust mehr, mich weiter zu quälen.

Ich: „Meine Motivation ist dahin – es brennt und ich mag nicht mehr!“
Volker: „Deine Motivation läuft rechts neben dir, also los jetzt!“

Recht hatte er, also biss ich die Zähne zusammen und Hand-in-Hand überquerten wir nach 29:35min die Ziellinie. Glücklich wie selten und auch ein bisschen stolz, dass wir noch so viel Zeit hatten, dass wir den Zieleinlauf genießen konnten.

Ohne Volker hätte ich den Schnitt knapp unter 6min/km nie durchgehalten. Ich hätte innerlich schon zu Beginn der zweiten Runde gejammert, hätte Tempo heraus genommen und wäre im schlimmsten Fall hinterher wieder enttäuscht gewesen, weil ich nicht mein Bestes gegeben hätte.

Er lief neben mir wie ein Uhrwerk. Total gleichmäßig, Schritt für Schritt. Er ist total auf mich eingegangen und als meine Motivation an meiner rechten Seite hat er mich richtig mitgezogen.
Er hat nachgedacht und hat sich um alles gekümmert, ich musste nur Laufen.

Es ist Wahnsinn, was es für einen Unterschied macht. Kämpft man sich alleine durch so einen Lauf ist er oft schwer und die berühmte „Was tue ich mir hier eigentlich an?“-Frage taucht unweigerlich auf.

Läuft man mit meinem Tempohasen stellt sich die Frage gar nicht. Man läuft auch nicht einfach viel zu schnell los und ist dann schon nach ein paar Metern kaputt.
Wird es schwierig ist der Tempohase immernoch da, motiviert oder redet dem Läufer gut zu.

Ich glaube wirklich, dass für mich ein Teil des Schlüssels zum Erfolg im Nicht-alleine-Kämpfen liegt. Volker hat mich heute praktisch über die Ziellinie getragen und was ich auch besonders schön fand: Er hat sich total gefreut, weil ich mich so gefreut habe 😀
Ein tolles Gefühl und deswegen sind wir auch so ein tolles Team – wir können uns füreinander Freuen! Jeder wird an seinem eigenen Maßstab gemessen und so feiern wir mal Erfolge und andere Male genießen wir alle zusammen einen Lauf.

Danke Volker, dass du mich gezogen hast und natürlich Danke an das gesamte Team, dass wir heute so einen tollen sportlichen Tag verbracht haben!

 

2 Comments

  • Julia

    Ein schöner Bericht!
    Ich würde irgendwann in einem Rennen unheimlich gerne mal meinen eigenen Pacemaker haben, weil ich im Training in der Gruppe (insbesondere bei Intervallen wie 8x1000m) schon merke, dass es viel leichter ist, wenn man vom jemandem "gezogen" wird.
    Umso schöner, dass Du bei diesem Rennen Deinen persönlichen Pacemaker hattest.

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